Marion Kreißler & Martin Conrath
Gedenkstätte Flugzeugkatastrophe Überlingen/Bodensee
2003

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Entwurfsbeschreibung der Gedenkstätte (Der Entwurf wurde nicht realisiert)

Ausgangspunkte unseres Entwurfes waren Lage, Charakteristik und die intendierte Bedeutung des Aufstellungsortes in der Nähe von Brachenreuthe. In Hanglage am Waldrand öffnet sich dort ein Landschaftspanorama mit weitem Blick. Der Platz selbst war nicht Ort des Geschehens, d. h. er gehörte nicht zu den Fundstellen von Spuren der Katastrophe. Um ihn in dieses Geschehen einzubinden, haben wir die Ereignisse des Unglücks in unserer Gestaltung parallelisiert.

Unser Entwurf gliedert sich in zwei Teile:
1. eine ebene, horizontale Plattform von ca. 12,5 x 11 m und
2. ein einzeln stehender Zylinder von ca. 2,1 x 1,6 m (H x B).

Die Plattform wird gebildet von drei ineinander geschobenen Kreisformen, die sich in südlicher Richtung ca. 60 cm über das Gelände erheben. In nördlicher Richtung läuft die Fläche eben in das Gelände aus und wird durch eine Böschung begrenzt. Die Fläche ist von zehn Linien (jeweils 4, 8 oder 12 cm breit) durchzogen. Sieben Linien (8 cm) zeigen auf je eine größere Fundstelle von Wrackteilen, zwei Linien (12 cm) zeigen die Flugrichtung der beiden Maschinen an und eine Linie (12 cm) zeigt in die Richtung des Zusammenstoßes in ca. 11,7 km Höhe. Die drei zuletzt genannten Linien sind beschriftet; sie tragen eine Beschreibung des Geschehens vom 1. 7. 2002. Vier konzentrische Ringe (4 cm Linienstärke) bilden eine eigene Binnenform. Die Gesamtfläche beträgt ca. 110 qm und ist mit einer 8 cm breiten Konturlinie umrissen.

Auf der Plattform stehen im nördlichen Teil ein Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum), der im Lauf der Jahrzehnte zum höchsten Baum der Gegend (ca. 50 m) wachsen wird und im südlichen Teil drei kleine Eiben (Taxus baccata), die in die Form des Mammutbaumes geschnitten werden. Sie müssen als Miniaturen des großen Baumes (ca. 50 - 60 cm hoch) gehegt werden. Die Dimensionen der vorgeschlagenen Bepflanzung haben Modellcharakter: sie über- bzw. unterschreiten den natürlichen Bewuchs der Umgebung erheblich. Damit werden Perspektiven, Größen- und Wahrnehmungsrelationen thematisiert.

Etwa fünf Meter von der Plattform entfernt steht in südöstlicher Richtung am Weg die zylindrische Form. Der untere Bereich (ca. 1,4 m hoch) wird von Eibenhecken gebildet, die insgesamt zylindrisch beschnitten sind. Ihre Oberkante liegt auf derselben Höhe wie die Oberkante der Plattformfläche. Darüber befindet sich ein weißer Zylinder, den in verschiedenen Durchmessern axial nochmals die drei Hauptereignisrichtungen öffnen. Durch diese verglasten Rundfenster sieht man auch ins Innere des Körpers. Es ist grün beschichtet mit dem gleichen Material wie die Plattform. Weitere Öffnungen fassen Plexiglaszylinder, durch die man auf je einen Foto- oder Textbeitrag der Hinterbliebenen oder Helfer blickt.

Während sich auf der Plattform im Tagesverlauf ein bewegtes Bild von Schatten und Projektionen abspielt, bleibt die zylindrische Form von Schatten unberührt. Insgesamt bildet das Ensemble ein organisiertes Wahrnehmungsmodell, das Perspektiven, Achsen und Lineaturen (Ereignispunkte, Himmelsrichtungen, Flugkorridore, Vermessungspunkte, Verkehrswege, Flurpläne etc.) sichtbar werden läßt und gleichzeitig die Intimität der persönlichen Erinnerung schützt.